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Gotteserfahrung und Gotteskrise

Ein fiktives Gespräch zwischen Karl Rahner und Johann Baptist Metz

Die legitime Beschäftigung der Kirche mit ihren Strukturen, ihren Reformbedarfen, dem Mitgliederschwund und vielem mehr verdeckt leicht die Sicht auf die größere Kriese, in der sich die westlichen Gesellschaften befinden. Schon 1994 attestierte der Münsteraner Theologe Johann Baptist Metz: „Wir haben heute eine Kirchenkrise; aber viel entscheidender ist doch: Es gibt eine Gotteskrise. Diese Krise ist kein Kirchenproblem, sondern ein Menschheitsproblem. Es gibt einen Atheismus, der Gott im Munde führen kann, ohne ihn ernsthaft zu meinen. „Karl Rahner, der große Theologe und Lehrer von Johann Baptist Metz, formulierte am Ende seines Lebens: „Wir reden von Gott, von seiner Existenz, von seiner Persönlichkeit, von drei Personen in Gott, von seiner Freiheit, seinem uns verpflichtendem Willen und so fort….Aber bei diesen Reden vergessen wir dann meistens, dass eine solche Zusage immer nur dann einigermaßen legitim von Gott ausgesagt werden kann, wenn wir sie gleichzeitig auch immer wieder zurücknehmen, die unheimliche Schwebe zwischen Ja und Nein als den wahren und einzigen festen Punkt unseres Erkennens aushalten und so unsere Aussagen immer auch hineinfallen lassen in die schweigende Unbegreiflichkeit Gottes selber.“ Und heute? Erscheint nicht selbst die Schwebe, von der Rahner noch sprechen konnte, verschwunden? Wie verhält sich die Gotteskrise, die Metz attestierte, zu der Notwendigkeit einer Gotteserfahrung, von der Karl Rahner sprach und die in kritischer Auseinandersetzung von Metz angemahnt wurde?