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Dostojewskijs "Legende vom Großinquisor"

Traditionelle Deutungen und aktuelle Bezüge

„[D]ie Episode des Großinquisitors [ist] eine der Höchstleistungen der Weltliteratur, kaum zu überschätzen.“ Diese Worte Sigmund Freuds stammen aus seiner umstrittenen Studie über den Menschen Dostojewskij. Freuds Urteil über das Poem blieb jedoch unbestritten: bis heute hat der „Großinquisitor“ seine Aktualität und Wichtigkeit nicht verloren. In dieser „phantastischen Erzählung“ kehrt Jesus Christus leibhaftig zurück in das Sevilla des 16. Jahrhunderts, wird verhaftet und muss des Nachts dem langen Monolog des Großinquisitors lauschen, der ihm zu beweisen versucht, dass er kein Recht habe zu den Menschen zurückzukehren und dass er ihn deshalb zum Tode verurteilen wird. Die Deutungen der Erzählung sind dabei längst über den Bezug auf die Kritik an der Katholischen Kirche hinausgewachsen. Mittlerweile sieht man in dem Großinquisitor die Vorausdeutung auf die totalitären Systeme des 20. und 21. Jahrhunderts und in seiner Argumentation eine Rechtfertigung für politische Unterdrückung und mitleidloses Machtstreben.

Kooperation mit:
Deutsche Dostojewskij-Gesellschaft