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Juni - Lampedusa Kreuz

Das Kreuz von Lampedusa

Zehntausende Menschen sind in den letzten Jahren bei dem Versuch, Europa zu erreichen, im Mittelmeer ertrunken. Allein seit 2015 gibt es geschätzt über 30.000 Todesopfer.

Die Insel Lampedusa steht symbolisch für die Not und das Leid von Menschen, die in ihrer Verzweiflung keinen anderen Weg als den über das Meer wissen. Viele fliehen vor Krieg und Gewalt, Terror und Verfolgung. Andere suchen einen Ausweg aus Elend und Perspektivlosigkeit in ihrer Heimat. Sie alle teilen die Hoffnung auf ein Leben in Frieden und Sicherheit, mit einer guten Zukunft für sich und ihre Familien.

Aus den Überresten von gestrandeten Flüchtlingsbooten hat der Schreiner Francesco Tuccio den Altar der Messe gestaltet, die Papst Franziskus im Juli 2013 in Gedenken für die Toten dieser menschengemachten Tragödie auf der Insel feierte.

Seither fertigt er Kreuze und andere liturgische Gegenstände aus diesen Überresten, die in ganz Europa Verbreitung finden. Mit dieser Initiative will Francesco Tuccio auf die Situation der Flüchtlinge aufmerksam machen.

 

Betrachtung zum Kreuz aus Lampedusa

Dieses Kreuz hat eine dramatische Geschichte.

Es stammt aus Lampedusa und wurde aus dem Holz
von Flüchtlingsbooten gestaltet. Von Booten, die aus Nordafrika oder aus Syrien
kamen und Europa erreicht haben: den rettenden Hafen.

Diese Kreuzesbalken sind nicht unversehrt.
Es ist ein geschundenes Kreuz.
Es trägt Spuren, die vom Gebrauch und Alltag eines Fischerbootes erzählen.
Wer weiß, was diese Schiffsplanken uns von der Flucht
über das weite Meer berichten könnten,
einer Flucht voll Hoffnung und Angst.

Die Spuren an diesem Kreuz sind wie Zeichen;
Zeichen, die an Verletzungen und Wunden erinnern
 – auch an die große Wunde unserer Zeit –
die Heimatlosigkeit durch Flucht und Vertreibung.

Dieses Kreuz geht uns nahe und berührt unsere Herzen:
Es ist ein Appell gegen die Gleichgültigkeit.
Als Christen, als Kirche dürfen wir nicht mit dem Rücken zur Welt leben.

Das Leid der anderen ist auch unser Leid.
Es ist ein Zeichen des Gedenkens an unzählige Menschen,
die weltweit auf der Flucht ihr Leben verloren haben.
Wir wollen sie nicht vergessen.

Und: Dieses Kreuz kann uns die Kraft geben,
uns zu öffnen und zu helfen, wo immer wir
gebraucht werden.

Ein altes Gebet beginnt mit dem Vers:
„Christus hat keine anderen Hände als unsere Hände,
um seine Arbeit heute zu tun.“

Prälat Hans Lindenberger, München